Eduard Bendemann

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Die trauernden Juden im Exil, Bendemanns erster großer Erfolg aus dem Jahre 1832.
Zwei Mädchen am Brunnen.
Porträt von Robert Schumann.

Eduard Bendemann (* 3. Dezember 1811 in Berlin; † 27. Dezember 1889 in Düsseldorf) war ein Historien- und Porträtmaler.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

[Bearbeiten] Ausbildung in Berlin und Düsseldorf, erste Erfolge

Bendemann wurde in Berlin zunächst von seinem Schwager Julius Hübner, dem Bräutigam seiner Schwester Pauline Charlotte, ausgebildet. Er trat danach in das Atelier von Friedrich Wilhelm von Schadow ein, mit dem er sechszehnjährig 1827 nach Düsseldorf ging. 1830 begleitete Bendemann Schadow für ein Jahr auf einer Reise nach Italien, danach lebte er in Düsseldorf und Berlin. Nachdem er mit mehreren Bildnissen und dem Gemälde Boas und Ruth Proben seines Talents abgeliefert hatte, trat Bendemann 1832 mit dem Gemälde Die trauernden Juden im Exil in der Berliner Kunstausstellung auf. Auf dem Rahmen schrieb Bendemann den Vers "An den Wassern zu Babylon saßen wir, und weineten, wenn wir an Zion gedachten." Der Psalm berichtet von der Babylonischen Gefangenschaft der Juden im 6. Jahrhundert v. Chr.[1] Das Bild begründete mit einem Schlag seinen Ruf als großer Künstler. Es wurde vom Städtischen Museum in Köln gekauft und durch Stiche und Lithographien weit verbreitet. Es gilt als typisches Werk der älteren Düsseldorfer Schule. Bendemanns nächstes bekanntes Bild war Die zwei Mädchen am Brunnen (1833). Es wurde vom Rheinisch-Westfälischen Kunstverein erworben und ist heute im Besitz der Galerie Neue Meister.[2] 1834 bis 1835 entstand sein zweites Hauptwerk, Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem (königliches Schloss in Hannover). In idyllischem Stil gehalten ist das durch Eichens' Stich bekannte Bild Die Ernte (1836).

[Bearbeiten] Bendemann in Dresden

1838 wurde Bendemann zusammen mit Julius Hübner, einem weiteren Vertreter der Düsseldorfer Malschule, als Professor an die Kunstakademie nach Dresden berufen, wobei er sich zu diesem Zeitpunkt schon etwa zwei Jahre in der Stadt aufgehalten hatte. Zu seinen Schülern in der Folgezeit gehörten Theodor Grosse, Karl Gottlob Schönherr, Hermann Wislicenus, Julius Steglich und David Simonson. Bendemann wohnte Lange Gasse 30.[3] Das Haus gehörte Ernst Rietschel, auch Julius Hübner wohnte hier.[4]

Schon unter Friedrich August dem Gerechten waren manche von den unscheinbar gewordenen Dekorationen im Residenzschloss aus der Zeit Augusts des Starken beseitigt worden. Unter Friedrich August II. wurden dann der Bankettsaal sowie der Ball- und Konzertsaal durch Hofbaumeister von Wolfframsdorf neu vorgerichtet, zu ihrer Ausschmückung mit Wandgemälden berief der König Bendemann. In der Zeit der Romantik war die monumentale Freskomalerei wieder zu hohen Ehren gekommen und Historienbilder galten als die vornehmste Äußerung des Kunstsinnes. Die Kunst sollte Bedeutsames verkünden, sollte belehrend und erhebend den Sinn auf die große Vergangenheit hinlenken. Als Vorbereitung nahm sich Bendemann einen längeren Aufenthalt in Italien (1841) zum eingehenden Studium der Monumentalmalerei, die Ausführung dauerte bis 1855. So ergänzte Bendemann im Ball- und Konzertsaal die feine zurückhaltende Architektur Wolfframsdorfs durch Schilderungen aus der griechischen Mythologie, durch Szenen aus dem Leben der alten Griechen, Bilder aus der deutschen Geschichte, allegorische Figuren, Gesetzgeber und Könige. Zu beiden Seiten des Thrones stellte er die Gestalten großer Herrscher und Gesetzgeber auf Goldgrund mit bezüglichen Darstellungen in Reliefform darunter dar, von Moses bis Albrecht den Beherzten. Auf der dem Thron gegenüberstehenden Wand wurden vier Darstellungen aus dem Leben des Königs Heinrich I. angebracht, mit darunter befindlichen Bildern, die die Berufskreise der vier Stände schilderten. Um den ganzen Saal zog sich ein Fries mit Darstellungen aus der Kulturgeschichte, die das menschliche Leben vom Kindesalter bis zum Tode veranschaulichen sollten. Diese Bilder wurden in Fresko gemalt, während die Ausschmückung des Ballsaales mit symbolischen Kindergestalten, den Personifikationen der Künste und mit Szenen aus der antiken Welt in Stereochromie erfolgte.

Schon 1840 hatte Bendemann zusammen mit Julius Hübner das Nibelungenlied illustriert.[5] In Dresden entstanden zudem mehrere Ölbilder, so der Kaiser Lothar II für den Römer zu Frankfurt, die Nausikaa für König Friedrich Wilhelm IV. und Odysseus und Penelope im Museum zu Kassel. Heinrich Brockhaus und Ernst Rietschel porträtierte er. Bendemann besuchte die Gesellschaften von Friedrich Anton Serre und war Mitglied im Sächsischen Altertumsverein und der Montagsgesellschaft sowie in deren von Ferdinand Hiller organisierten Vorläufern (Hillers Salon, Hillers Kränzchen). Zudem war er Mitglied im Deutschen Verein.[6]

[Bearbeiten] Rückkehr nach Düsseldorf

1859 verließ Bendemann Dresden und übernahm als Schadows Nachfolger die Leitung der Düsseldorfer Kunstakademie. Seine Hauptarbeit in Düsseldorf waren die Entwürfe zu den Wandgemälden in der Aula der Realschule, die 1861 bis 1866 unter Mitwirkung von Karl Beitling, Roland Risse und Fr. Geselschap ausgeführt wurden. Bendemann versinnbildlichte Wissenschaft, Handel, Industrie und Kunst und die in jenen Gebieten hervorragenden Deutschen teils durch Idealfiguren und Porträts, teils durch Kindergruppen. Eine weitere bedeutende Arbeit war Kain und Abel für den Schwurgerichtssaal zu Naumburg. Ende 1867 legte Bendemann seine Stelle als Direktor nieder. Seine letzten größeren Werke waren Die Wegführung der Juden in die babylonische Gefangenschaft (1872, in der Berliner Nationalgalerie), die Entwürfe für die Ausmalung des ersten Corneliussaales der Berliner Nationalgalerie (1875) und eine Penelope (1877, Museum von Antwerpen).

[Bearbeiten] Würdigungen

Bendemann wurde 1837 zum Mitglied der Berliner Akademie gewählt. Später gehörte er auch den Akademien in Wien, München, Kassel, Antwerpen, Brüssel, Amsterdam, Kopenhagen, Stockholm und Philadelphia sowie dem französischen Institut an. 1881 wurde er zum Ehrenmitglied der philosophischen Fakultät in Berlin gewählt. Auf mehreren Kunstausstellungen erhielt er Preise, so die große goldene Medaille in Paris (1837), die große goldene Medaille in Wien (1873) und ein Preisdiplom auf der Dresdner Aquarellausstellung von 1887.

Nach Bendemann wurde 1893 in Dresden die Verlängerung der Reichenbachstraße hinauf zum Nürnberger Platz in die Südvorstadt benannt. Wegen seiner jüdischen Herkunft erfolgte in der Nazizeit die Umbenennung in Rugestraße, die auch heute noch gilt.

[Bearbeiten] Familie

Bendemann war der Sohn des jüdischen Bankiers Anton Heinrich Bendemann und dessen Frau Fanny Eleonore von Halle. Julius Hübner war der Ehemann von Bendemanns Schwester Pauline Charlotte. 1838 heiratete Bendemann seine Frau Lida (*16.08.1821, † 1895), eine Schwester von Friedrich Wilhelm von Schadow. Sie hatten zwei Töchter und vier Söhne, darunter den späteren Admiral Felix Robert Eduard Emil Bendemann und den Maler Rudolf Bendemann.[7],[8]

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Eduard Bendemann, Die trauernden Juden im Exil, Bild der 26. Woche - 24. Juni bis 1. Juli 2002, Museen Köln
  2. Zwei Mädchen am Brunnen, 1833, Gemäldegalerie Neue Meister
  3. Adressbuch der Stadt Dresden, 1847
  4. Frank Fiedler, Uwe Fiedler: Lebensbilder aus der Oberlausitz, Books on Demand, 6. Auflage, 2014
  5. Das Nibelungenlied, Leipzig 1840
  6. Dirk Hempel: Literarische Vereine in Dresden, Niemeyer-Verlag, 2008, Onlinevorschau auf Google Books, ISBN 978-3-3484-35116-5
  7. Braun-Ronsdorf, Margarete, „Bendemann, Eduard Julius Friedrich, “, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 36-37
  8. Eduard Julius Friedrich Bendemann bei: Eine Große Familie - Ihr Stammbaum im Internet

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

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