Felsenkellerbrauerei

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Bierschild von Kurt Fiedler
die Brauerei um 1906
heute ein lebendiges Gewerbegebiet

Die Felsenkellerbrauerei war ein traditionsreiches Brauunternehmen. Sie ging 1859 in Betrieb und gehörte zwischenzeitlich zu Deutschlands größten Bierproduzenten. Die Brauerei verdankt ihren Namen einem in den Fels gehauenen Stollen, der als Eiskeller genutzt wurde.

Der Dresdner Felsenkeller liegt im Plauenschen Grund der Weißeritz. An der Stelle der späteren Felsenkellerbrauerei wurde der Lagerplatz einer altsteinzeitlichen Jägerhorde als ältester nachgewiesener Dresdner Siedlungsplatz aufgefunden. Hier lebten zudem einst die Elbtalsorben, welche die damals nicht besiedelte Schlucht für den Wohnort des Drachen Zmij hielten. Aus diesen sorbischen Mythen entstand um 1860 die geschäftstüchtige Legende vom Eiswurmlager. Der Eiswurm, der angeblich das kühlende Eis auflecken sollte, wurde zum Logo der Felsenkellerbrauerei. Auf der späteren Brauereifläche befanden sich die Buschmühle, ein auch Schweizermühle genanntes Ausflugsziel, sowie die Villa Grassi, zuletzt eine beliebte Ausflugsgaststätte. Beide Gebäude mussten dem geplanten Brauereibau weichen. Für die Standortwahl war entscheidend, dass man tiefe und kühle Lagerkeller anlegen konnte. Zudem führte seit 1855 eine Eisenbahntrasse vorbei, Kohlereviere waren nahe und die Qualität von Luft und Wasser war sehr gut.

Zu den Initiatoren des Projekts zählten bedeutende Dresdner Persönlichkeiten, darunter Gottlieb Traugott Bienert von der benachbarten Bienertmühle. Die Dresdner Brauereiinnung erhob dagegen vehement Widerspruch, weil man die neue Konkurrenz fürchtete. Mit modernen Methoden sollte hier Lagerbier produziert werden. Außerdem wies die Innung darauf hin, dass es schon genügend Anbieter "echt bayerischen Biers" gäbe, wie z. B. des Weizenbiers. Da aber der Zeitgeschmack eben so war, entschied die Verwaltung, lieber das bayerische Bier in Dresden produzieren zu lassen, als es einzuführen.

Am 15. April 1857 erfolgte im Beisein von König Johann die feierliche Grundsteinlegung. Die bergmännisch aufwendigen Arbeiten ließen danach die Kosten explodieren. Insgesamt trieb man neun 66 Meter tiefe, 6 Meter breite und 6 Meter hohe Stollen in den Fels, die in einem 140 Meter langen Verbindungsgang mündeten. Ab 1. August 1858 wurden die Aktien der Bairisch-Bierbrauerei mit Felsenkeller im Plauenschen Grunde bei Dresden emittiert. Den Inhabern gelang es mit Sonderkonditionen, als ersten Direktor einen führenden Braumeister aus München anzuwerben, Philipp Heiß. Nach dem Streuen von Gerüchten über einen angeblichen "Eiswurm", der das Bier verderben ließe, konzentrierte sich nach 1862 das Kapital in wenigen Händen. Das Problem mit dem verderblichen Bier löste schließlich Carl von Linde mit der von ihm erfundenen Kältetechnik. Die Felsenkellerbrauerei machte den Eiswurm in der Gestalt eines roten Drachens zu ihrem geschützten Markenzeichen, und die Postanschrift hieß Am Eiswurmlager 1. Zu dieser Zeit war Emil Everth (18481901) Direktor der Brauerei.

Um 1880 wurde die Produktion von Bier Pilsener Brauart eingeführt. Lagerbier blieb das dominierende Produkt, der (teuren) Flaschenabfüllung stand man skeptisch gegenüber und führte sie erst 1928 ein. Die Felsenkellerbrauerei galt in sozialer Hinsicht als Vorzeigeunternehmen. Der Einsatz der überdurchschnittlich hohen Gewinne für nachhaltiges Wachstum hatte die Mitarbeiterschaft bis 1907 auf 500 anwachsen lassen und das Unternehmen zur neuntgrößten Brauerei Deutschlands gemacht. Die Mitarbeiterbeteiligung erbrachte - neben dem Weihnachtsgeld - ein vierzehntes Monatsgehalt. Unterstützung im Krankheitsfall sowie firmeneigene Ferienlager für die Kinder waren ihrer Zeit voraus. Trotzdem konnte man es sich immer noch leisten, eine Dividendenrendite von bis zu 50% an die Eigentümer auszuschütten. Die Felsenkellerbrauerei war in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts das wirtschaftlich effektivste Unternehmen Dresdens.

Ab etwa 1901 befand sich in einem am Rande des Brauereigeländes liegenden Natursteingebäude die Restauration "Felsenkeller" mit Saalbetrieb und großem Freisitz. Zu DDR-Zeiten gehörte die Brauerei zum VEB Getränkekombinat Dresden, die an der Stelle der ehemaligen Villa Grassi errichtete Gaststätte wurde als Kulturhaus der Eisenbahner genutzt.

Die Felsenkellerbrauerei musste 1991 endgültig schließen. Sie ist inzwischen wieder ein lebendiges Gewerbegebiet. Im ehemaligen Eislager errichten Physiker der TU Dresden und des HZDR einen Teilchenbeschleuniger. Die heutige Sachsen-Franken-Magistrale führt an der Anlage vorbei. Das Felsenkeller Pilsner ist eine Marke des Feldschlößchen-Brauhauses in Coschütz.

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