Fritz Chrambach

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Fritz Chrambach in Jugendjahren

Fritz Chrambach (* 28. Februar 1850 in Lissa bei Posen; † 27. Oktober 1928 in Dresden) war ein königlich-sächsischer Hofjuwelier und kaiserlich-türkischer Generalkonsul[1] jüdischer Abstammung.

[Bearbeiten] Familie

Die ursprünglich jüdische Familie Chrambach wurde etwa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Dresden ansässig und gelangte hier neben finanziellem Reichtum auch zu hohen gesellschaftlichen Ansehen. Die Familie war durch Hochzeiten verwandt mit den bekannten jüdischen Familien Kohn (auch Cohn), Schie, Elimeyer, Wolfsohn, von Kaskel, Mankiewicz und Troplowitz. Derzeit ältester nachweisbarer Spitzenahn ist Lippmann Chrambach im 18. Jahrhundert.

Fritz Chrambach war der Sohn des Getreidehändlers Louis Chrambach (* 1817 in Lissa bei Posen; † 7. Juni 1866 in Dresden) und dessen Ehefrau Clara geb. Kohn (* 17. März 1807 in Dresden; † 4. Januar 1863 in Lissa bei Posen), Tochter des jüdischen Negotianten [2] Joseph Herz (Juspe) Cohn. Fritz Chrambach hatte aus der ersten, 1832 geschlossenen Ehe seiner Mutter mit dem Kaufmann Samuel Mankiewicz noch folgende Halbgeschwister:

Aus der zweiten Ehe seiner Mutter hatte Fritz Chrambach noch einen weiteren Bruder:

Der Bankier Carl Chrambach (18531929), zuletzt Bankdirektor in Breslau, war sein Cousin.

Fritz Chrambach heiratete am 4. Mai 1879 in Dresden Elsbeth geb. Pabst (* 21. August 1855 in Berlin; † 22. Januar 1929 in Dresden), Tochter des königlich-sächsischen Hofrats, Dr. phil. Julius Adolf Pabst (18171881) und der Schauspielerin Agnes geb. Schmidt (18291892). Die Tochter von Fritz und Elsbeth Chrambach, Luise Chrambach (* 13. Februar 1880 in Dresden; † 9. Mai 1963 in München) heiratete den späteren königlich-bayrischen Oberstleutnant Theodor Kübel (18701918). Das Paar hatte außerdem noch fünf Söhne:

Haus Fritz Chrambach in Dresden, Lichtdruck Walter Witting (18641940)

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Villa des Generalkonsuls Chrambach in der Liebigstraße

Fritz Chrambach wurde in einer jüdischen Familie geboren und erzogen. Er heiratete seine christliche Frau Elsbeth und konvertierte um 1900 selbst zum Christentum, wodurch seine Söhne eine Offizierslaufbahn einschlagen konnten. Bis 1900 war Chrambach neben Julius Jacoby und Carl Mankiewicz Mitinhaber des Hofjuweliergeschäftes sowie der Juwelen-, Gold- und Silberwarenhandlung von Moritz Elimeyer in Dresden am Neumarkt.[5][6] Chrambachs Schmuckkreationen, mit denen er es zu großem Reichtum brachte, waren sehr gefragt. Einmal jährlich wurde er an den sächsischen Königshof eingeladen. Sein jährliches Einkommen als Mitbesitzer des Juweliergeschäftes Elimeyer am Jüdenhof 1 wurde im Jahr 1900 auf 1,4 Millionen Mark geschätzt.

Ab Ostern 1883 zog Chrambach in die Liebigstraße 5, der späteren sogenannten "Chrambach-Villa", eine Villa in der Dresdner Südvorstadt in der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofs.[7] 1889 wurde die Liebigstraße neu nummeriert und das Gebäude erhielt im Zuge dessen die Hausnummer 7.[8]

Etwa um die Jahrhundertwende wurde Chrambach Kaiserlich-Türkischer Konsul. 1904 wurde er Mitglied des Dresdner "Vereins für Geschichte". Die "Villa Chrambach" erbte später sein Sohn, Regierungsrat Walter Chrambach. In dieser Villa eröffnete 1930 Dr. Wilhelm Rübsamen eine Frauenklinik und Entbindungsanstalt. Die Villa brannte beim Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 teilweise aus, wurde aber durch Dr. Rübsamen 1949 wieder aufgebaut. In der heute sogenannten "Villa Rübsamen" in der Liebigstraße 7 befindet sich eine Werbeagentur.[9] In der prächtigen Villa fanden viele durch die Familie Chrambach veranstaltete Künstlerabende statt. In den 1920er Jahren galt die "Villa Chrambach" als einer der Dresdner Musiksalons, in dem Künstlern Förderung, Rat und Hilfe zuteil wurde.

Fritz Chrambach selbst war ein talentierter Pianist und galt als kunstsinniger Gastgeber. So weilten u.a. der Komponist und Klaviervirtuose Anton Rubinstein, Richard Wagners Sohn Siegfried mit seiner Frau Winifred und der Literaturnobelpreisträger Karl Gjellerup in seinem Haus. Elsbeth Chrambach leitete gemeinsam mit der Frau des Musikhistorikers Kurt Mey die Dresdner Ortsgruppe des Richard-Wagner-Verbandes deutscher Frauen. Außerdem bestanden enge Verbindungen zum Mozart-Verein, zu dessen Vorstand Chrambach seit dessen Gründung gehörte.

Seit 1917 war Fritz Chrambach auch Mitglied und Förderer der Schopenhauer-Gesellschaft. Er war Mitglied des Ortsausschusses und des Ehrenausschusses zur Vorbereitung der Generalversammlung 1916.[10] Chrambach war außerdem 1902 als "beitragendes Mitglied" unter den "Wohlthätern der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums" aufgeführt.[11] Ab 1919 ist Chrambach auch als Mitglied im Verein für Geschichte Dresdens verzeichnet.[12]

Chrambach ermöglichte seinem Neffen, dem Hamburger Apotheker Dr. Oscar Troplowitz, die Apotheke "Beiersdorf & Co." zu kaufen. Troplowitz wiederum schuf mit seinen Produkten wie Hansaplast und der Nivea-Creme den Grundstein für die Größe des heutigen Unternehmens Beiersdorf AG Hamburg.[13]

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Adreßbuch der Hoflieferanten im Königreiche Sachsen, S. 123, 1904
  2. alte Bezeichnung für einen Händler bzw. Krämer, im 19. Jahrhundert oft auch Kolonialwarenhändler.
  3. Sie kennen mich sicher schon!: Mein Leben mit dem Maler Hänner Schlieke, Gisela Schlieker, Onlinevorschau auf Google Books
  4. Dessen Kurzvita auf www.deggendorf-geschichte-wagner.de/de/documents/05/05.03_Personen_C.pdf
  5. Findbuch des Thüringischen Staatsarchivs Gotha, Oberhofmarschallamt Nr. 524 Bl. 65, 66, 68 Dresden
  6. Liebigstraße auf www.dresdner-stadtteile.de
  7. Adreß- und Geschäfts-Handbuch der königlichen der Königlichen Residenz und Hauptstadt Dresden für das Jahr 1883, Onlineversion der SLUB Dresden, S. 49
  8. Auskunft des Stadtarchivs Dresden an Prof. Till von Egidy.
  9. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Villa Rübsamen (Dresden)“
  10. Fritz Chrambach, Dresdner Mitglieder und Förderer der Schopenhauer-Gesellschaft
  11. Zwanzigster Bericht über die Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums in Berlin, 1902, Online auf www.archive.org
  12. Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919, [https://de.wikisource.org/wiki/Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/72 Digitalisat} auf Wikisource, S. 62
  13. Geschichte der Beiersdorf AG auf www.beiersdorf.de

[Bearbeiten] Weblinks

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