Gondelhafen

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche
Kartenausschnitt aus dem Stadtplan von 1849 mit dem Gondelhafen oben rechts
Ansicht des alten Gondelhafens
Gondelhafen 2016. Der dunkle Streifen auf der Wiese ist die Kontrescarpe, in Bildmitte Installation Aqualux

Der ehemalige Gondelhafen in Dresden war ursprünglich ein umgebauter Teil des Festungsgrabens in Höhe der Bastion Venus.

[Bearbeiten] Entwicklung

[Bearbeiten] Der spätere Gondelhafen als Teil der Festung Dresden

Bereits bei der Fertigstellung der Festung Dresden in altitalienischer Manier existierte ein relativ breiter Teil des Festungsgrabens an der damaligen Kleinen Bastion. Hier bestand eine Verbindung zur Elbe, wobei eine einfache Schleuse bei Bedarf den Wasserstand im Graben halten konnte, da der Elbspiegel die meiste Zeit des Jahres tiefer lag, als die Grabensohle. Eine für Boote geeignete Einfahrt in die Festung oder auch nur eine Verladestelle existierte damals in diesem Bereich nicht.

Ein solches Hafenportal gab es seit 1554 aber westlich der Kleinen Bastion. Das wegen des Straßenbaues Ende des 19. Jahrhunderts drei Meter hoch verschüttete im oberen Teil noch heute sichtbare Portal wurde 1590 bei der Verlegung des Hafens vermauert und führte damals, wie es eine Zeichnung Paul Buchners zeigt, bis hinter den Wall. Auf dieser Zeichnung ist ein in der Festung befindliches Hafenbecken als „Arsinall“ bezeichnet. Dieses nutzte den mittelalterlichen Hafen von Nisan und lag etwa unter der Glaskuppel der Kunstakademie, bei deren Bau ab 1887 man die Schlammschichten des früheren Hafens fand.[1]

Später wurde dieser Bereich mit dem Salzhaus überbaut und ein Entladen von Booten war nur noch an der Öffnung im Wall möglich. Diese Stelle wurde daher auch als „Salzhafen“ bezeichnet[2].

Bereits 1578 hatte Paul Buchner darauf hingewiesen, dass der Bereich vor dieser Anlage verlandet war[3].

Bei der Erweiterung der Festung im Nordosten unter Leitung von Paul Buchner wurde die kleine Bastion zur später so genannten Bastion Venus wesentlich vergrößert und das Ziegeltor überbaut. Vor der östlichen Face der Bastion befand sich ein zwischen 40 und 50 Meter breiter Grabenteil, dessen Kontrescarpe heute noch sichtbar ist. Hier war die Grabensohle etwas tiefer gelegt worden. Zur Elbe hin war wieder eine Schleusenanlage zur Abriegelung des Grabens vorhanden. Sie bestand aus zwei Teilen, die etwa 8 Meter dick waren und in denen jeweils ein überwölbter Gang lief, durch den man gedeckt zur Mitte gelangen konnte.

In der Mitte war eine etwa 7,5 Meter breite Öffnung vorhanden, in der mittels beweglicher Holzteile eine Absperrung vorgenommen werden konnte.

Dieser Teil des Grabens wird auf einem Paul Buchner zugeschriebenen Plan als „Neuer Stadtgraben“ bezeichnet[4].

Am Übergang zum alten Grabenteil war eine zweite Schleusenanlage gebaut worden, mit der der Wasserstand im höher gelegenen Grabenteil geregelt werden konnte. Solche Anlagen nennt man in der seit dem 17. Jahrhundert durch französische Begriffe geprägten Sprache der Militäringenieure Batardeau. Im Deutschen nutzte man damals das Wort Bär, das von einem lateinischen Begriff abgeleitet wurde. Angeblich soll der Bärenzwinger durch diese zweite Schleusenanlage seinen Namen bekommen haben.

Direkt westlich dieses Batardeaus wurde beim Festungsumbau eine Einfahrt geschaffen. Sie ist heute von außen wegen ihrer Tieflage und der davor befindlichen Treppenanlage verdeckt. Ein Teil des Gewölbebogens über der Einfahrt ist jedoch von innen zu erkennen. Hier konnten Boote in einem Raum im Wall be- und entladen werden.

Gegen Ende der Festungszeit war der Graben in diesem Bereich stark verlandet. Friedrich August Kannegießer stellte hier sogar Bäume im Graben dar.

[Bearbeiten] Demolition, Schaffung und Nutzung des Gondelhafens

Die schon seit etwa 1760 als notwendig erachtete Beseitigung der Festungsanlagen begann auf Befehls Napoleons 1809. Der Bereich des Gondelhafens war davon nicht betroffen. Schon 1812 wurden die Arbeiten wieder abgebrochen. Nach Bildung einer Demolitionskommission unter Leitung des Amtshauptmanns von Carlowitz und des Geheimen Finanzrats von Nostitz-Drzewicki, technische Leitung Hofbaumeister Gottlob Friedrich Thormeyer, wurden sie ab 1817 fortgesetzt[5]. Wesentlicher Teil der Arbeiten war das Zuschütten des Grabens mit den Erdmassen des Festungswalles, um auf der Fläche Promenaden oder Gärten anzulegen. Für den als Brühlsche Terrasse bekannten Teil der Festungsanlagen mit seinen Bauten und Gartenanlagen wurde festgelegt, dass er nicht beseitigt werden sollte.

Damit blieb der Graben im Bereich des späteren Gondelhafens erhalten. Schon 1820 fanden erste Arbeiten für die Anlage des Hafens statt. Er wurde schmaler gestaltet als der ursprüngliche Festungsgraben. Der Aushub zur Schaffung eines Bereiches mit genügender Wassertiefe wurde entlang der Längsseiten und am Südende aufgeschüttet. 1824 soll die Öffnung im Batardeau erweitert worden sein[6]. Sie ist aber auf späteren Karten genauso breit dargestellt, wie auf den Karten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Friedrich August Kannegießer zeigt sie einmal breit und einmal schmal.

Nach der Erweiterung der Einfahrt wurde der Hafen dann genutzt. Jedoch erfolgten immer wieder Arbeiten zur Vertiefung bzw. Schlammbeseitigung. Die ersten Dampfschiffe in Dresden nutzten den Gondelhafen als Winterhafen[7]. Auf einer Karte von 1839 wird das explizit so dargestellt[8].

Der Gondelhafen, wie auch der später an seiner Stelle angelegte Park, war an drei Seiten fast vollständig von hohen Mauern umgeben[9].

Mit der Vergrößerung der Dampfschiffflotte wurde der Gondelhafen für sie zu klein.

Auf Grund der schmalen Zufahrt war der Gondelhafen ein stehendes Gewässer. Er wird in einer Erinnerung als „schlammige, übelriechende, mit Binsen und Schilf bewachsene Wasserfläche“ bezeichnet. Deshalb habe es immer wieder Forderungen nach seiner Beseitigung gegeben[10].

[Bearbeiten] Beseitigung des Gondelhafens und Entwicklung des Parks bis heute

Die Arbeiten zur Beseitigung des Gondelhafens begannen im Juli 1852. Sie standen im Zusammenhang mit der Anlage eines Leinpfades entlang der elbseitigen Mauer der Bastion Venus. Das Batardeau wurde beseitigt und der Gondelhafen zugeschüttet[11]. Diese Arbeiten waren 1853 beendet. Hier war dann kurzzeitig der Werkplatz für die anderen Arbeiten entlang der Terrassenmauer[12]. Dazu mussten dort Aufschüttungen erfolgen. Der neu angelegte Pfad wurde mit Steinplatten belegt und auch die Böschung wurde befestigt.

Vor die Festungsmauer beim Hofgärtnerhaus wurde genau an der Stelle der alten Einfahrt eine Treppe nach unten gebaut. Die eigentlichen Gartenanlagen legte man ab Juli 1855 an[13]. Einige der damals gepflanzten Bäume existieren noch heute. Die Gestaltung dieses Parks blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs fast unverändert, wenn man von der Aufstellung des Pionierdenkmals 1922 absieht[14].

Im Juli 1895 begannen an der Spitze der Bastion Venus die Arbeiten für die Umsetzung des Moritzmonuments. Dabei stieß man auf Reste des Batardeaus[15]. Im Folgejahr stand das Denkmal am neuen Ort[16].

1945 gab es einige Bombentreffer im Park. Nach Kriegsende wurde das Pionierdenkmal abgebaut und seine Teile wenige Meter entfernt in einer Kasematte der Bastion Venus eingelagert.

Während des Baues der damaligen Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke, heute Carolabrücke, befand sich ab 1966 auf dem Gelände des Parks ein großer Teil der Baustelleneinrichtung[17]. Diese verschwand erst endgültig nach dem Bau der neuen Straße Hasenberg, die gegenüber ihrer namensgleichen Vorgängerin zwischen 30 und 60 Meter nach Westen verlegt wurde.

Anschließend erfolgte eine relativ einfache Parkgestaltung mit einem leicht geschwungenen Weg, der einen Abzweig zum Vorplatz des Bärenzwingers hat. Entlang der Festungsmauer wurden einige Büsche gepflanzt und Bänke aufgestellt. Der ansonsten neben den Bäumen nur aus Wiese bestehende Park reicht einige Meter über die Reste der Kontrescarpe bis an den Fußweg der Straße Hasenberg. Mindestens einer der alten Bäume wurde in der DDR-Zeit als Naturdenkmal gekennzeichnet.

Als die Evangelisch-Reformierte Gemeinde zu Dresden nach der Wiedervereinigung ihr Seniorenheim im ehemaligen Hofgärtnerhaus den nunmehr geltenden gesetzlichen Bestimmungen anpassen musste, verlegte sie ihren Kirchenraum in einen Kanonenhof der früheren Bastion Mars. Im Zusammenhang damit wurde eine Treppe direkt an der Außenmauer der Bastion entlang gebaut. Diese Arbeiten waren 1999 abgeschlossen[18].

2003 wurde auf der Wiese im Gondelhafen die Installation „Aqualux“ der Münsteraner Künstlerin Kirsten Kaiser aufgestellt. Sie wollte damit den im Stadtzentrum verrohrten Kaitzbach, der heute in der Nähe in die Elbe geleitet wird und früher auch zum Füllen des Festungsgrabens genutzt werden konnte, an die Oberfläche bringen[19].

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Das ehemalige Hafenbecken, etwa unter der Glaskuppel der Kunstakademie gelegen, nutzte den alten mitttelalterlichen Hafen von Nisan-Dresden. […] Am Rande des Hafens stand der mittelalterliche Wehrbau "Neithart" (später als Patientenburg bezeichnet), nach dem der später versumpfte Hafen "Neitharttümpel" genannt wurde. Beim Bau der Kunstakademie 1886 - 1893 stieß man in großer Tiefe auf die Schlammschichten des früheren Hafens. Die Festungsmauer mit dem Hafenportal wurde 1554 fertiggestellt und schon 1590 wieder vermauert. Möglicherweise hatte sich dieser Hafen in der nach niederländischem oder italienischem Vorbild erbauten Festung nicht bewährt und mußte nach außerhalb verlegt werden. In: Reinhard Spehr, Herbert Boswank: Dresden: Stadtgründung im Dunkel der Geschichte, Verlag D. J. M., Dresden 2000, ISBN 3-9803091-1-8, S. 12.
  2. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90013495 Plan Buchners von etwa 1589 in der Fotothek
  3. Eva Papke: Festung Dresden, Dresden 1997, S. 73
  4. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/00000771 Plan Buchners von 1591 in der Fotothek
  5. Heinrich Haug: Die Demolition der Dresdner Festungswerke, in: Dresdner Geschichtsblätter, 2. Band, 1897-1900, Onlineausgabe der SLUB Dresden, S. 115
  6. Heinrich Haug: Die Demolition der Dresdner Festungswerke, in: Dresdner Geschichtsblätter, 2. Band, 1897-1900, Onlineausgabe der SLUB Dresden, S. 117
  7. Günter Niemz/Reiner Wachs: Personenschiffahrt auf der Oberelbe, Rostock 1980, S. 60
  8. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/32025738 Plan von 1839 in der Fotothek
  9. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90088423 Foto von Krone mit Blick über den Gondelhafen zur Synagoge von 1858 in der Fotothek
  10. Dresdner Anzeiger 1896, 03.08., S. 3f
  11. Tageschronik von Dresden von 1852 bis 1892, Dresden o.J., S. 5
  12. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90097791/df_dk_0009351 Zeitgenössische Abbildung in der Fotothek, falsch datiert
  13. Tageschronik von Dresden von 1852 bis 1892, Dresden o.J., S. 30
  14. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71080765 Luftbild von Hahn mit der Treppe und dem gesamten Park in der Fotothek
  15. Dresdner Anzeiger 1895, 09.07., S. 4
  16. Dresdner Anzeiger 1897, 10.07., S. 4
  17. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70027554/df_hauptkatalog_0154517 Foto von 1969 mit Blick auf Brücke und Gondelhafen in der Fotothek
  18. https://www.ev-ref-gem-dresden.de/gc_gemeindegeschichte.htm Geschichte auf der Website der Evangelisch-Reformierten Gemeinde zu Dresden
  19. https://www.dresden.de/media/pdf/kulturamt/07_10_11_Aqua_email.pdf Beschreibung der Installation „Aqualux“

[Bearbeiten] Weblinks

Die ehemalige Jupiter Bastei 1821 - das große Gebäude nahe dem rechten Bildrand ist das Brühlsche Palais, links daneben sind vier Giebel der damaligen Straße am Klepperstall (Nr. 607–610) zu sehen, vorn der Eingang zum Gondelhafen.

Stadtplan von 1862 mit Zeughausplatz mit Elbhafen-Promenaden an der Stelle des alten Gondelhafens.

Blick vom ehemaligen Gondelhafen zur Carolabrücke

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge