Kunstkammer

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Eine Kunstkammer oder Wunderkammer bezeichnet ein Sammlungskonzept aus der Frühphase der Museumsgeschichte. Der Terminus technicus "Kunst- und Wunderkammer" wurde erstmals in der Zimmerischen Chronik benutzt , welche 1540/1558 bis 1566 von Froben Christoph von Zimmern im Schloss Meßkirch geschrieben wurde.

Bis zum 16. Jahrhundert wurden solche Sammlungen als "Panoptikum" (Kuriosenkabinett) bezeichnet, ein Begriff, der sich als Wachsfigurenkabinett erhalten hat, aber in dieser Bedeutung erst im Berlin der 2. Hälfte des 19. Jh. aus dem Englischen entlehnt wurde.

Panoptiken (damals Panoptika) existierten bereits seit dem 14. Jahrhundert als Sammlungen von Fürsten und vermögenden Bürgern, die nicht Naturalien von Artefakten oder Kunst von Handwerk trennten. Fürstliche Sammlungen wurden oft auch als "Artificialia" (künstlich geschaffene Dinge von besonderer Schönheit und Raffinesse) bezeichnet. Da sowohl Kunst als als Naturalien gemischt gesammelt wurden, bekamen die Panoptika wie auch die Wunderkammern den Ruf eines unwissenschaftlichen Sammelsuriums.

Die Dresdner kurfürstliche Kunstkammer, eine Kurfürstlich-sächsische Hofkammer der Kurfürsten von Sachsen, war nach der kaiserlichen Kunstkammer in Wien die zweitälteste ihrer Art im deutschen Raum. Sie wurde im Jahr 1560 von Kurfürst August als "Kurfürstliche Kunst- und Naturalienkammer" gegründet. Eine erstes Sammlungsverzeichnis "Inventarum ueber des Churfürsten zu Sachsen Kunst-Cammern" wurde im Jahr 1587 erstellt und enthielt schon über 10.000 Positionen.

Die Kunstkammer Wien geht auf die "Kunst- und Wunderkammer" Ferdinands II. von Tirol (15291595) zurück, welche auch die Panoptika der Kaiser Friedrich III. (* 21. September 1415 in Innsbruck; † 19. August 1493 in Linz), Maximilian I. (dem "letzten Ritter", gebürtig Erzherzog Maximilian von Österreich; * 22. März 1459 auf der Burg in Wiener Neustadt, Niederösterreich; † 12. Januar 1519 auf Burg Wels, Oberösterreich) und Ferdinand I. (* 10. März 1503 in Alcalá de Henares bei Madrid; † 25. Juli 1564 in Wien) enthielt. In der "Heldenrüstkammer" wurden auch die Prunkrüstungen und die Waffensammlung von Erzherzog Siegmund von Österreich-Tirol (* 26. Oktober 1427 in Innsbruck; † 4. März 1496 in Innsbruck) präsentiert. In der Kunst- und Wunderkammer wurden kostbare Kunstwerke (Artificialia), seltene Naturalien (Naturalia), wissenschaftliche Instrumente (Scientifica), Objekte aus fremden Welten (Exotica) und Wunder der Natur (Mirabilia) gezeigt. An den Wänden drängten sich Gemälde, von der Decke hingen präparierte Tiere herab.

Kunsthistorisch kann Ferdinand II. von Tirol als der Begründer des systematischen Sammlungswesens gelten. Sein speziell für seine Sammlungen errichtetes Museum, das Unterschloss von Schloss Ambras, ist das einzige noch erhaltene Museumsgebäude der Renaissance, in dem sich bis heute Sammlungsteile an ihrem ursprünglichen Bestimmungsort erhalten haben und immer noch ausgestellt sind: das Kunstmuseum im Unterschloss Ambras in Innsbruck ist in dieser Hinsicht das älteste Museum der Welt. Zudem ist seine Kunst- und Wunderkammer überhaupt die einzige noch am Ort erhaltene Kunstkammer der Renaissance. Dieses Schloss war damals einer der frühesten Bauten überhaupt, der explizit für den Verwendungszweck als Museum gedacht war. Bereits zu Ferdinands II. Lebzeiten wurde dafür der Begriff "Museum" verwendet, wie eine Federzeichnung des Hofmalers Joris Hoefnagel (eingedeutscht Georg; * 1542 in Antwerpen; † 9. September 1600 in Wien) belegt. Als erster Museumsbau nördlich der Alpen gilt die von Ferdinands II. Vater, König Ferdinand I. zwischen 1558 und 1563 errichtete Kunstkammer der Wiener Hofburg, von der aber nur mehr Fundamente erhalten sind.

Alle anderen deutschen Kunstkammern sind historisch jünger. Ältere Sammlungen besitzen beispielsweise die Päpste in Rom, etwa die Kapitolinischen Museen, bereits 1471 von Papst Sixtus IV. gestiftet, oder die Vatikanischen Museen, präsentiert ab 1506 unter Papst Julius II., für die aber anfänglich keine eigenen Gebäude errichtet wurden.

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