Wilhelm Gotthelf Lohrmann

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Wilhelm Gotthelf Lohrmann

Wilhelm Gotthelf Lohrmann (* 31. Januar 1796 in Dresden; † 20. Februar 1840 in Dresden), Astronom und Geodät, war Mitbegründer und erster Rektor ("Vorsteher") der Königlich-Technischen Bildungsanstalt Dresden, der späteren Technischen Universität. Er hat sich zudem große Verdienste um die Landesvermesssung in Sachsen und den Ausbau des Schienennetzes erworben.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Lohrmann wurde als Sohn des Zieglermeisters[1] Wilhelm Gotthelf Lohrmann geboren. Der Vater erwarb brachliegende Grundstücke, die er bis zu seinem Tod 1817 mit mehrgeschossigen Häusern bebaute.[2] 1812 starb Lohrmanns Mutter. Sein Bruder Ernst Ludwig Lohrmann wurde Architekt.[3]

1819 heiratete Lohrmann Christiane Amalie geb. Seifert. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor. Ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Ehefrau im Jahre 1827 heiratete Lohrmann Henriette geb. Raschig, eine Tochter des Medizinprofessors Christoph Eusebius Raschig. Mit ihr hatte Lohrmann vier Kinder.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Lohrmann erhielt seine Ausbildung von 1802 bis 1810 an der Garnison- und Bauschule. Anschließend musste er in der Ziegelei des Vaters helfen. Von 1811 bis 1814 studierte Lohrmann an der Bauschule der Akademie der bildenden Künste zu Dresden.

Meridiansäule in Hellerau, Meridianstraße

1815 nahm Lohrmann als Volontär und 1818 hauptberuflich als Kondukteur eine Stellung bei der sächsischen Landesvermessung an. Im selben Jahr trat er der Freimaurer-Loge Zu den drei Schwertern bei, für die er später mehrere Jahre als Sekretär wirkte.[4][5] Lohrmann wurde 1823 zum Vermessungsinspektor befördert. Als Landesvermesser dokumentierte er mehrere königliche Kammergüter, die königlichen Gärten an der Ostra-Allee und die Elbe. Das Ziel dieser Untersuchungen bestand u. a. darin, objektive Daten für die Erhebung der Grundsteuer zu erhalten. Bei der Elbe sollten Gesetzmäßigkeiten im Auftreten von Hochwasser erkannt werden. Zudem führte Lohrmann für ganz Sachsen umfangreiche barometrische Höhenmessungen aus. 1823 übernahm er die Leitung der "Königlich-Sächsischen-Lithographischen Gravieranstalt".

Mondkarte nach Lohrmann
Meridiansäule in Hellerau - Tafel zur Erläuterung

Seit 1820 betrieb Lohrmann ein privates Observatorium in der Neuen Gasse, wo er auch wohnte.[6] Die optischen Instrumente stammten von Rudolf Sigismund Blochmann und Joseph von Fraunhofer. Ab 1828 gab Lohrmann kontinuierlich Mitteilungen zur astronomischen Ortszeit von Dresden heraus. Ihm stand dafür auch ein dienstliches Observatorium im Zwinger zur Verfügung. In den Jahren 1822 bis 1836 führte er systematische Beobachtungen der Mondoberfläche durch. Lohrmann hatte dafür den Plan entwickelt, die sichtbare Oberfläche des Mondes in kleinen Bezirken und mit höchster Genauigkeit darzustellen. Diese Arbeiten begründeten seinen Ruhm in der beschreibenden Astronomie. Auch wenn Lohrmann selbst nur vier Sektionen veröffentlichen konnte, so beeinflussten seine publizierten bzw. nachgelassenen Arbeiten jedoch die spätere Forschung enorm.

Lohrmann schrieb »Das Planetensystem der Sonne« (1822), »Topographie der sichtbaren Mondoberfläche« (1824) und »Karte des Mondes. Mittlere Libration« (1839). Ab 1828 publizierte er seine metereologischen Beobachtungen.[7]

Lohrmann arbeitete ab 1827 nebenberuflich als Oberinspektor des mathematischen Salons in Dresden. 1828 war er der (nebenberufliche) Gründungsdirektor der Technischen Bildungsanstalt auf der Brühlschen Terrasse. Die Gründung erfolgte in unmittelbarer Nähe und mit Unterstützung der Kunstakademie, die zuvor auch für den Unterricht in technischen Fächern zuständig war.[8] Das Konzept der Technischen Bildungsanstalt hatte Rudolf Sigismund Blochmann im Auftrag der Ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen entworfen, der auch Lohrmann angehörte.[9] Johann Andreas Schubert war einer der ersten Lehrer an der Bildungsanstalt. Auch wenn praktisch bedeutsame Gebiete wie Mechanik und Bau im Mittelpunkt standen, bemühte sich Lohrmann zusätzlich um ein wissenschaftliches Profil. An das zuständige Ministerium richtete er einen Antrag auf Erwerb einer Mineraliensammlung.[10] Mit einem von Lohrmann entwickelten neuen Lehrplan erhielt die Bildungsanstalt ab 1835 eine deutlichere Ausrichtung auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. 1837 übernahm er die Leitung der neugegründeten und mit der Technischen Bildungsanstalt verbundenen Baugewerkenschule.

1830 und 1837 wurde Lohrmann zum Kommune-Repräsentanten gewählt.

Lohrmann war an den Planungen für die 1835 eröffnete Leipzig-Dresdner Eisenbahn beteiligt. 1836 erteilte ihm die königlich-sächsische Regierung den Auftrag, die englischen Eisenbahnen zu studieren. Seine Erkenntnisse brachte Lohrmann beim Bau der späteren Eisenbahntrassen in Sachsen, so der Sächsisch-Schlesische Eisenbahn von Dresden über Bautzen, Löbau nach Görlitz, zur Anwendung. 1840, kurz vor seinem Tod während einer Typhus-Epidemie, wurde Lohrmann zum Direktor der Sächsischen Kameralvermessungs-Anstalt ernannt.

[Bearbeiten] Vereinstätigkeit

Lohrmann trat früh der Ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen bei. 1834 gehörte er zu den Gründern des Gewerbe-Vereins[11] und er war Vorstand des "Statistischen Vereins im Königreiche Sachsen".[12] 1836 gründete Lohrmann zusammen mit Johann Andreas Schubert den "Dresdner Actien-Maschinenbau-Verein" mit einer Maschinenbauanstalt in Übigau, wo in den folgenden Jahren die erste funktionsfähige deutsche Lokomotive "Saxonia" gebaut wurde. Lohrmann war zudem Mitglied bedeutender wissenschaftlicher Vereine, so der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde[13], der FLORA - Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau und der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte.[14] Er gehörte aber auch dem literarisch-künstlerischen Kreis um Prinz Johann an.[15]

[Bearbeiten] Grab auf dem Eliasfriedhof, Ehrungen

Grab auf dem Eliasfriedhof nach der Sanierung

Lohrmanns inzwischen saniertes Grabdenkmal befindet sich auf dem Eliasfriedhof. Zu seinen Ehren wurde das Lohrmann-Observatorium auf dem Triebenberg benannt.[16] Die Lohrmannstraße in Reick trägt seinen Namen.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, S. 205
  2. Arthur Weichold: Wilhelm Gotthelf Lohrmann: Lebensbild eines hervorragenden Geodäten, Topographen, Astronomen, Meteorologen und Förderers der Technik in Wissenschaft und Praxis in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. J.A. Barth, 1985
  3. Arthur Weichold: Wilhelm Gotthelf Lohrmann: Lebensbild eines hervorragenden Geodäten, Topographen, Astronomen, Meteorologen und Förderers der Technik in Wissenschaft und Praxis in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. J.A. Barth, 1985
  4. Karl-Dieter Holz: Die Spur von Freimaurern in der Geschichte Dresdens und Sachsens
  5. Friedrich Adolf Peuckert: Die ger. und vollk. St. Johannisloge zu den drei Schwertem und Asträa zur grünenden Raute im Orient Dresden 1738-1882: Ein Beitrag zur Geschichte der Freimaurerei in Dresden und Sachsen. Nach archivalischen Quellen bearbeitet, Verl.Bruno Zechel, 1883
  6. Dresdner Adress-Kalender 1831
  7. Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 473-474
  8. Reiner Pommerin, Thomas Hänseroth, Dorit Petschel: 175 Jahre TU Dresden: Geschichte der TU Dresden 1828-2003, Bd. 1, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2003
  9. Blochmanns Plan zur Gründung einer technischen Lehranstalt in den Schriften und Verhandlungen der ökonomischen Gesellschaft
  10. Lohrmann, Wilhelm Gotthelf: Brief an das Ministerium. Dresden, 21.Juli 1828.
  11. Chronik des Gewerbevereins zu Dresden. Als Festschrift zur fünfzigjährigen Stiftungsfeier, Hoffmann Dresden, 1884
  12. Adressbuch der Stadt Dresden, 1834
  13. Personalbestand und Büchersammlung der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde
  14. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte in Dresden, 1826
  15. Dirk Hempel: Literarische Vereine in Dresden. Kulturelle Praxis und politische Orientierung des Bürgertums im 19. Jahrhundert. Walter de Gruyter - Max Niemeyer Verlag, Berlin und New York, 2008
  16. Lohrmann-Observatorium - Sternwarte Triebenberg

[Bearbeiten] Weblinks

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