Zirkus Sarrasani

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Trocadero Sarrasani Dinner-Varietétheater
Neuer Zirkusbrunnen am alten Standort
Jubiläumsausgabe 1932, Grafik Kurt Fiedler

Sarrasani – die schönste Schau zweier Welten – nahm seinen Ursprung 1901 in Radebeul, wo sich der Clown Giovanni Sarrasani, mit bürgerlichem Namen Hans Stosch, in der Gartenstraße im heutigen Sarrasani-Haus niederließ.[1] Ein Jahr später fand die Premiere in Meißen statt.

Auf der Suche nach einem Platz für einen stationären Zirkusbau wurde man in Dresden fündig. 1910 kaufte Sarrasani am Jägerhof über 5000 Quadratmeter. Mit dem Entwurf wurden die Architekten Alfred Pinagel, Erich Goebel und Adam Müller der Münchner Firma Heilmann & Max Littmann beauftragt, wobei der Entwurf von Rohde & Beschoren aus Berlin nochmals überarbeitet werden musste.[2] Am 22. Dezember 1912 eröffnete am Königin-Carola-Platz das Circus-Theater 5000 für fast 4000 Besucher. 1913 holte der Zirkusdirektor die erste Gruppe Sioux-Indianer nach Dresden. Sie wurden neben den Elefanten zum Markenzeichen von Sarrasani. Der Elefantenbrunnen in Wachwitz erinnert daran, dass die Elefanten während des Ersten Weltkrieges Transportleistungen für die Dresdner Bevölkerung übernahmen. Am 10. November 1918 wurde im Zirkusgebäude die Republik Sachsen ausgerufen.

Nach vielen erfolgreichen Gastspielen im europäischen Ausland unternahm Sarrasani von 1923 bis 1925 seine erste Südamerikatournee. Sarrasani hatte nicht nur ein modernes Zirkuskonzept entwickelt, sondern startete auch innovative Werbekampagnen. So wurden Abenteuerhefte Fahrten und Abenteuer sowie Mit Sarrasani in Südamerika mit vielen Folgen und millionenfacher Auflage verlegt.[3] Insgesamt hatte der Zirkus um 1926 etwa 400 Tiere, darunter 250 Pferde, 100 Raubtiere und 27 Elefanten, und er war ein multikulturelles Unternehmen. Neben Deutschen und anderen Europäern sowie den Sioux waren es Chinesen, Japaner, Marokkaner und Vertreter vieler anderer Nationen unter den insgesamt etwa 800 Mitarbeitern, die den Ruhm des Zirkus Sarrasani begründeten. Zwei neue Riesenzelte fassten jeweils mehr als 10000 Besucher, und der Zirkus übernahm die sächsischen Landesfarben grün-weiß.

Sarrasani beschäftigte auch nach 1933 seine jüdischen Angestellten weiter und wurde zum Ziel faschistischer Verleumdungen. Der Seniorchef verstarb auf der zweiten Südamerikareise (1934-1936). Ihm folgte sein Sohn Hans Stosch-Sarrasani jun., der den Zirkus aus wirtschaftlichen Gründen verkleinern und teilen musste. Nach seinem Tod 1941 übernahm dessen Witwe, Trude Stosch-Sarrasani, die Leitung. Weil sie sich von den Nazis nicht gleichschalten ließ, kam sie ins Gefängnis Münchner Platz. Der Zirkus gab die letzte Vorstellung am 13. Februar 1945, als die Bomberverbände bereits im Anflug waren. Die Vorstellung wurde abgebrochen, das Zirkustheater zerstört. Lediglich die Sarrasanistraße und ein 2007 aufgestellter kleiner Brunnen erinnern heute am alten Standort. Ehemalige Mitarbeiter gründeten nach Kriegsende in der Schauburg das Dresdner Volksvarieté.

1948 gründete Trude Stosch-Sarrasani den argentinischen Sarrasani, der den Rang eines Nationalzirkus erhielt und bis 1972 bestand.[4] Der deutsche Sarrasani wurde von Fritz Mey 1956 wiedergegründet. Die kinderlos gebliebene Trude Stosch-Sarrasani adoptierte 1976 dessen Lebenspartnerin Ingrid Wimmer und sicherte so den Fortbestand des Familienunternehmens. Ingrid Stosch-Sarrasani übernahm die Leitung 1980. Zu DDR-Zeiten war Sarrasani ungeliebt. Erst 1987 konnte Ernst Günther mithilfe des Kulturbundes im Haus Hoflößnitz die Sonderausstellung Sarrasani - von Radebeul in die Welt organisieren, die 20000 Besucher faszinierte.

1990 kehrte Sarrasani nach Dresden zurück und hatte hier von 2005 bis 2014 seinen Standort für das Trocadero-Sarrasani-Theater am Straßburger Platz. 2009 verstarb die Prinzipalin Trude Stosch-Sarrasani. André Sarrasani, Sohn von Fritz Mey und Ingrid Stosch-Sarrasani, leitet das Unternehmen seit 2000 und führt diese Dresdner Tradition als Varieté weiter. Seine Dinnershow verbindet Magie, Artistik und Comedy, dazu erhalten die Gäste ein Vier-Gänge-Menü.[5] Seit 2014 präsentierte sich der Zirkus am Wiener Platz.[6] Am 1. Juli 2016 wurde mitgeteilt, dass die Sarrasani GmbH Insolvenz anmelden muss. Die Dinnershows werden aber von der neu gegründeten Sarrasani Event GmbH fortgeführt.[7] Zwischenzeitlich trat Sarrasani im Elbepark auf. Wegen Corona mussten zwei Spielzeiten entfallen. Am 28. April 2022 ist Ingrid Stosch-Sarrasani in Radebeul verstorben.[8]

[Bearbeiten] Quellen

  1. Sarrasani in Radebeul
  2. Zirkustheater der 5000
  3. Abenteuerhefte von Sarrasani
  4. Sarrasani in Argentinien
  5. CIRCUS SARRASANI
  6. Sarrasani zieht an den Wiener Platz
  7. Sarrasani meldet Insolvenz an auf SZ-Online
  8. Zirkus-Welt trauert um Ingrid Stosch-Sarrasani, Radio Dresden, 28. April 2022.

[Bearbeiten] Weblinks

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