Zwinger

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Luftaufnahme des Zwingers
Eingang zum Zwingerhof
Zwinger, Innenhof
Panherme

Der Zwinger ist eines der berühmtesten Bauwerke Dresdens und gehört zu den kulturhistorischen Wahrzeichen der Stadt. Unter anderem diente die Schlossanlage von Versailles als Vorbild für die barocke Hofanlage, mit welcher August der Starke dem dortigen Prunk nachzueifern versuchte. Heute beherbergt der Zwinger eine Reihe bedeutender Kunstsammlungen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Aufbau der Anlage

Der Zwinger liegt inmitten der Dresdner Altstadt. Er befindet sich, an die Semperoper angrenzend, zwischen Theaterplatz und Postplatz. Der Zwinger ist ein einzigartiges Meisterwerk des höfischen Barock. Die Gesamtanlage des kostbaren Bauensembles wurde symmetrisch in Form eines rechteckigen Hofes angelegt und die Längsseiten von je zwei Pavillons umsäumt. Er ist von der Architektur einem römischen Amphitheater nachempfunden. Zwischen den beiden Pavillons weitet sich der Innenhof bogenförmig aus und wird von Galerien eingefasst, welche zwei weitere Pavillons einschließen - den Wallpavillon und den Glockenspielpavillon. Den Zwingerhof bildet auf der südlich gelegenen Seite die ehemalige Orangerie mit dem Kronentor. Heute ist dort die Porzellansammlung untergebracht. Auf der nördlichen Seite befindet sich die viel später entstandene Gemäldegalerie Alte Meister. Die westlich gelegene Seite beherbergt die Skulpturensammlung und den Mathematisch-Physikalischen-Salon.

Vor den vier Pavillons an den Längsseiten sind Terrassen angelegt, zu denen schön geschwungene Treppen hinaufführen. Den Innenhof schmücken Brunnenbecken mit bezaubernden Wasserspielen. Die Dachterrassen der Galerien sowie der Zwingerhof sind für Besucher offen. Im Sommer finden verschiedene kulturelle Veranstaltungen inmitten dieses bezaubernden Ambientes statt.

[Bearbeiten] Geschichte

Die Herkunft des Namens "Zwinger" rührt nicht etwa von einem Gehege von Hunden oder gar Bären her, sondern Zwinger hieß ursprünglich der freie Raum hinter den Festungswerken der Stadt Dresden, weil dort der "Feind" quasi letztmalig bezwungen werden konnte. Die lange Galerie mit dem Kronentor z.B. steht auf der alten Festungsmauer, der Wallpavillon und die angrenzenden Bogengalerien lehnen sich an den Festungswall. Zwingerteich und -graben sind Reste des Festungsgrabens. Zuerst wurde er als Orangerie genutzt, ab 1719 als höfischer Festplatz, ab 1728 als Aufbewahrungs- und Ausstellungsort für die kurfürstlich-königlichen Kunst- und Naturaliensammlungen. Heute beherbergt er Museen mit Weltruf und bietet eine viel bewunderte Kulisse für Sommerkonzerte.

[Bearbeiten] Entstehung

1709 entstand der Zwinger zunächst nur als ein von Holzgebäuden umrahmter Festplatz für Turniere und andere höfische Spiele. Von 1710 bis 1728 ließ ihn August der Starke durch den Landesbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann in seiner jetzigen Gestalt in Sandstein errichten.

Langgalerie

Die Pavillons und Galerien auf der Wallseite, welche zuerst entstanden, dienten als Orangerie (Winterunterkunft für die wertvollen Orangen- und Lorbeerbäume der königlichen Gärten). 1732 wurden die Arbeiten eingestellt, der Zeitgeschmack hatte sich vom Barockstil Pöppelmanns abgewandt. Die von Pöppelmann geplante Erweiterung der Anlage bis ans Elbufer blieb unausgeführt, der bildhauerische Schmuck unvollendet. Bis zum Bau der Gemäldegalerie (begonnen 1847), schloß den Zwingerhof auf der Elbseite eine hohe Mauer ab.

In den 17 Jahren seiner Entstehung, wurde er gern als Festplatz genutzt. Adel und Hofgesellschaft waren eingeladen, in ihm zu lustwandeln. Dafür ließ sich Kurfürst Friedrich August II. einiges einfallen. Wunderschöne exotische Pflanzen und gestaltete Rasenflächen ließen einen paradiesischen Eindruck entstehen. Orangenbäume mit leuchtend runden Früchten boten einen wundervollen Anblick. Die Bildhauer, darunter mit Balthasar Permoser einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer, schufen einzigartige Skulpturen zur Verschönerung der Gebäude. 21 verschiedene Pan-Figuren stützen die Außenwände.

Durch die lange Bauzeit verlor der Zwinger am damaligen Königshof beachtlich an Ansehen. Der Zwinger blieb aufgrund seiner Vorhabensgröße zunächst unvollendet. Erst 1847-1854 wurde die offene Elbseite durch Gottfried Semper mit dem Bau der Gemäldegalerie vollendet.

[Bearbeiten] Zerstörung und Wiederaufbau

Der Zwinger im Sommer 1966

Im Revolutionsjahr 1849 brannten der Zoologische Pavillon (jetzt Porzellansammlung) und der Eingangspavillon aus. Sie wurden in den folgenden Jahren wiederhergestellt und an der Außenfront durch Anbauten für Museumszwecke erweitert.

1924/1936 erfolgte unter Hubert Georg Ermisch eine völlige Überholung der Bauten und Skulpturen, die durch Verwitterung und unsachgemäße Ausbesserungsversuche schwere Schäden erlitten hatten. Die Porzellanmanufaktur Meißen schuf für den Eingangspavillon ein Glockenspiel aus Porzellan, wie es schon Pöppelmann vorgeschwebt hatte. Hergestellt und gestimmt wurden die Glocken 1933 von Max Hermann Dietze und Ernst Fritz Gottschling. Seit dem 29. September 2015 erinnern zwei Stolpersteine vor dem Glockenspielpavillon an die beiden Meißener.

Die Bomben des 13. Februar 1945 vernichteten den erneuerten Zwinger so weitgehend, dass der Wiederaufbau unmöglich erschien. Trotzdem ging Ermisch, unterstützt von der sowjetischen Militäradministration, dem damaligen Oberbürgermeister Rudolf Friedrichs, der Landesverwaltung Sachsen und einem Heer begeisterter Helfer, sofort an die schwierige Wiederherstellung des Kulturdenkmals. Die Erneuerung der Skulpturen oblag den Bildhauern A. Braun und F. Schlesinger. Finanziert wurde der Wiederaufbau u. a. durch die Zwingerlotterie.[1] Nach Ermischs Tod 1951 übernahm sein Mitarbeiter A. Frenzel die Gesamtleitung. 1964 war der Zwinger in alter Schönheit wieder entstanden und das scheinbar Unmögliche Wirklichkeit geworden. Nur die Deckengemälde im Inneren blieben für immer verloren. Wie einst beherbergen die Pavillons und Galerien kostbare Kulturschätze. Die Porzellanmanufaktur Meißen schuf ein neues Glockenspiel von 40 (vorher 25) Porzellanglocken. Der Dresdner Filmemacher Ernst Hirsch begleitete den Wiederaufbau seit 1952 mit der Kamera.

[Bearbeiten] Berühmte Teile der Anlage

Auch wenn die Anlage in ihrer Gesamtheit beeindruckt und einen mit ihrem Prunk verzaubert gilt es einige Teile des Zwingers besonders hervorzuheben. Die bewundernswertesten sind wohl das Kronentor, der Wallpavillon, das etwas versteckte Nymphenbad und der Glockenspielpavillon.

Kronentor

[Bearbeiten] Kronentor

Das Kronentor stellt einen überreich gegliederten Triumphbogen dar. Über der mit Kupfer gedeckten Turmzwiebel tragen vier Adler die polnische Königskrone. Die Figuren der Jahreszeiten in den Außennischen stellen Sommer, Herbst und Winter dar (der Frühling fehlt). Die Tamburinschläger auf der Hofseite stammen von Balthasar Permoser. Die Hofseite der langen Galerie beiderseits des Tores, schmücken fantasievoll gestaltete steinerne Brunnen.

Wallpavillon

[Bearbeiten] Wallpavillon

Wallpavillon 2019

Der Wallpavillon, das Glanzstück des Zwingers, gleicht einer Laterne. Er besteht nur aus Schäften und Fenstern. Keine Quermauer bringt eine Versteifung hinein. Die wunderschönen faunköpfigen Hermen an den Pfeilerschäften schuf der damals 65-jährige Balthasar Permoser aus einem Block und ohne Modell. Den Wallpavillon zieren auch Götter und Heroen der griechischen Sage wie Aphrodite, Paris, Athena, Artemis, Zeus und Hera. ´Der jugendliche August der Starke hält als lorbeerbekränzter Paris statt eines Apfels die polnische Königskrone in der Hand. Er wendet sich Aphrodite zu, während auf der anderen Seite die "verschmähten" Göttinnen stehen.´

Gekrönt wird der Giebelaufbau von einem Herkules, der eine Weltkugel trägt. Zu den reich verzierten Arkaden führt eine geschwungene Freitreppe. Über diese gelangt man auch zum Nymphenbad.

[Bearbeiten] Nymphenbad

Das Nymphenbad hinter dem französischen Pavillon gilt als eine der schönsten barocken Brunnenanlagen. Vom Springbrunnenbecken auf dem Wall fällt das Wasser über eine von Tritonen flankierte Kaskade in ein Becken mit wasserspeienden Delphinen. Zu beiden Seiten führen Treppen in den mit Tropfsteinen, Ranken und Muschelwerk ausgekleideten Grottenhof, wo wiederum andere Wasserkünste spielen. Die mythologischen Frauengestalten in den Nischen gehen auf Permoser und seine Werkstatt zurück. Mehrere Figuren sind bei der Zwingerrestaurierung (1924/1936) von den Bildhauern A. Höfer und P. Polte nachgeschaffen worden.

[Bearbeiten] Glockenspielpavillon

Uhr am Glockenspielpavillon 2017
Glockenspielpavillon von oben 2018

Den Glockenspielpavillon durchschreitet der Besucher beim Eintritt von der Straßenseite gegenüber dem Taschenbergpalais bzw. dem Cholerabrunnen. In Zeiten der Herrschaft August des Starken, wurde dieser Gebäudeteil als Orangerie genutzt. Nun beherbergt er die Porzellansammlung mit der Ostasien-Galerie als Bestandteil. Der Glockenspielpavillon wurde 1728 vollendet und mehrfach beschädigt. Das erste Mal 1849. Der Wiederaufbau dauerte bis 1856. Beim Luftangriff 1945, wurden er und weitere große Teile des Zwingers komplett zerstört. Am Glockenspielpavillon befindet sich noch eine Nachkriegs-Inschrift des russischen Soldaten Chanutin, in der er bestätigt, dass der Zwinger frei von Minen ist.

Nach Kriegsende konnte bis 1964 vieles wieder aufgebaut werden. Das Glockenspiel, welches den Angriff unbeschädigt überstanden hatte, wurde von ursprünglich 24 Glocken aus Meißner Porzellan auf 40 erweitert. Heute finden diese 40 Glocken ihre Bewunderer aus der ganzen Welt, über ihnen in Stein verewigt prangen die gekreuzten Schwerter, das Wahrzeichen des Meißner Porzellans.

Der Glockenspielpavillon selbst verdankt seinen Namen den in ca. 8 m Höhe angebrachten Meißner Porzellanglöckchen. Sein Spiel erklingt jede Viertelstunde, zur vollen Stunde etwas länger und um 10.15 Uhr, 14.15 Uhr und 18.15 Uhr eine Glockensinfonie für etwa 5 Minuten. Die Stundenschlagmelodie hat 1994 Professor Günter Schwarze von der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" komponiert.[2] Im Winter erklingen die empfindlichen Glocken allerdings nicht, um sie vor der Witterung zu schonen.

[Bearbeiten] Bildhauerkunst

Für den Skulpturenschmuck stand Landesbaumeister Pöppelmann einer der größten Bildhauer des Barock zur Seite: Balthasar Permoser. Jedoch können ihm nur wenige Bildwerke des Zwingers mit Sicherheit zugeordnet werden. Auch seine Mitarbeiter J.B. Thomae, Johann Christian Kirchner und P. Heermann, waren bedeutende Künstler. Die Werke der einzelnen Meister und ihre Werkstätten sind nicht auseinanderzuhalten.

[Bearbeiten] Museen und Ausstellungen

Heute wird der Zwinger von einigen herausragenden Museen und Kunstsammlungen genutzt. Die Dichte und Vielfalt machen den Zwinger, zusätzlich zu seiner Bedeutung als Gebäude, zu einer der meistbesuchten Dresdner Sehenswürdigkeiten. Untergebracht sind:

[Bearbeiten] Fotos

[Bearbeiten] Quellen

  1. „,Dresdner Filmschätze“, Teil 2
  2. DNN 23.10.2012, S. 13

[Bearbeiten] Weblinks

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