Marienkirche (Briesnitz)

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Marienkirche in Briesnitz (eigentlich: "Kirche der Theotókos" [altgriechisch: Θεοτόκος] oder Kirche der Gottesgebärerin) war die Kirche der 1223 endgültig zerstörten Burg Bresnice. Nachfolgerin - womöglich sogar am gleichen Ort - war wahrscheinlich zunächst die Kapelle Briesnitz, ab etwa 1260 dann die Briesnitzer Kirche.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Die altsorbische Siedlung Bresnice entstand nach der slawischen Landnahme durch die Nisaner im 7. Jahrhundert südlich der Eisernen Furt, einer vorgeschichtlichen recht sicheren Furt durch die Elbe.[1]

Bresnice (das heutige Briesnitz) ist eine Ableitung vom sorbischen Breźnica und bedeutet „Birkenwald“ oder „Birkenort“[2], historisch in der Romantik auch mit „Birkenheim“ übersetzt.

Der Ort war der Überlieferung nach der slawischen Gotttheit Святовит (Swantewit) geheiligt.[3] Als weibliches Pendant zu Swantewit verehrten die Elbsorben in Bresnice die Göttin Briesczecz[4], die Birkengöttin, welcher heilige Birkenhaine angelegt wurden. Der Birkensaft dieser Haine galt als wundertätig, die Birkenrinde diente den Sorben als Schreibmaterial für heilige Texte. Nach dieser Göttin wurden auch Toponyme benannt, erhalten hat sich im Gau Nisan die Benennung der Prießnitz.[5]

[Bearbeiten] Burg Bresnice

Spätestens im 9. Jahrhundert wurde die Furt mit einer Wallburg aus Lehm und Holz geschützt. Um diese Burg Bresnice entstand die sorbische Supanie Bresnice (nach anderer Meinung ist die Supanie Bresnice älter als die Burg). Sie schützte auch gleichzeitig das Swantewit-Heiligtum.


[Bearbeiten] Die Marienkirche Bresnice

[Bearbeiten] Um 880: Bau der Kirche

In dieser Burg entstand nach dem Vorbild anderer böhmischer Gründungen eine hölzerne, um 880 erbaute Marienkirche (nach heutigem Verständnis eher eine Marienkapelle). Mit dieser der Überlieferung nach durch Method von Saloniki geweihten Marienkirche wurde zeittypisch das slawische Heiligtum des vierköpfigen Hauptgottes und Orakelspenders Святовит (Swantewit) überbaut. Eine erste Marienkirche in Prag stiftete Bořivoj I. auf Grund eines Gelübdes, welches er als Glaubensverfolgter im damals sicheren Mähren ablegte. Frantisek Pubitschka datierte diese Stiftung auf das Jahr 877[6], bei einer Spätdatierung der Taufe Böhmens in das Jahr 883 kommen nur noch die Jahre 884 und 885 (bis zu Methods Tod) in Frage. Es sind eine Reihe weiterer Marien- oder Petruskirchen in dieser Zeit entstanden, so in Tachau (dem späteren Görlitz) eine Petruskirche[7], in Bautzen eine Schule mit Marienkirche/-kapelle und in der Burg Gana ebenfalls eine Marienkirche. Diese Entwicklung ist ein Hinweis auf ein antifränkisches Bündnis unter christlichem Vorzeichen, auch um einer Eroberung unter dem Vorwand der Christianisierung zu entgegnen. Bereits 845[8] hatten sich 14 böhmische Fürsten in Regensburg taufen lassen, wobei diese Bindung an das ostfränkische Reich und damit an die lateinische Kirche in den nächsten Jahrzehnten wieder verlorenging und die Böhmen sich an der slawischen Mission von Kyrill und Method orientierten.

[Bearbeiten] Der Kirchhof

In die Zeit noch vor der Jahrtausendwende werden auch die ersten christlichen Bestattungen auf dem Friedhof in Bresnice datiert, wobei hier die Angabe 10. Jahrhundert noch deutlich weiter zurückreichen könnte und auch zu beachten ist, daß die allerersten Gräber womöglich später überlagert und zerstört worden sind. Die Bestattungen erfolgten in gestreckter Rückenlage in streng westöstlicher Richtung mit dem Blick nach Osten, in manchen Gräbern wurden - wie beim frühen Frauenkirchfriedhof - slawische Schläfenringe als Grabbeigaben gefunden. In einem Falle trug die Grabplatte ein herausmodelliertes Kreuz. Hier wurde der Kirchhof der um 880 erbauten Marienkirche aufgefunden.


[Bearbeiten] 990: Die Akademie Nisan

Im Jahre 990 begann die aus Krakau umgesiedelte Böhmische Akademie in Bresnice mit dem Neuaufbau als Akademie Nisan. Die Akademie Krakau war die westslawische Nachfolgeeinrichtung der 886 zerstörten (Alt)Mährischen Akademie, welche wahrscheinlich archäologisch in der Burg Devín (Bratislava) nachgewiesen wurde (vgl. auch Kyrill von Saloniki). Andere altmährische Glaubensflüchtlinge errichteten 886 bei den Südslawen die bulgarischen Schulen von Pliska (893 mit der ganzen Hauptstadt nach Weliki Preslaw verlegt, vgl. Schule von Preslaw) und von Ohrid (vgl. Schule von Ohrid). Von den Bulgaren wurden sehr viele der slawischen Priester aus der Sklaverei von den Juden freigekauft, in welche sie durch den Einfluss der römisch-katholischen Kirche verkauft worden waren. Viele hatten die Vertreibung mitten im Winter nicht überlebt. Auch nach der Einnahme Wislaniens mit Krakau durch die seit 966[9] (nach anderer Meinung 960[10]) lateinisch gewordenen Polanen gelang nur ein verschwindend kleiner Teil der slawischen Priester, Hymnographen und Ikonographen die Flucht. Der Überlieferung nach nahmen diese die Warnung durch eine Sonnenfinsternis ernst, während die anderen in die Sklaverei verkauft wurden. Über die Verkauften schweigen im Gegensatz zu den Ereignissen nach 886 auch die slawischen Quellen. Sie werden den Tod in der Fremde gefunden haben, zeittypisch wahrscheinlich überwiegend im damals mächtigen Kalifat von Córdoba. 990 war ein letzter Versuch von Boleslav II. von Böhmen gescheitert, sich mit Unterstützung der Sorben gegen die Deutschen und die mit ihnen verbündeten Polen seines Schwagers Mieszko I. zu erheben. Böhmen verlor nicht nur Wislanien mit Krakau, sondern auch noch Schlesien an Polen.

[Bearbeiten] Nach 1000: Ausbau der Burg

Um die Jahrtausendwende erfolgte ein weiterer Ausbau des Burgwalles der Spornburg Bresnice, vielleicht ein Hinweis auf die Konflikte nach dem Tod von Kaiser Otto III. am 23. oder 24. Januar 1002 in Castel Paterno bei Faleria (Italien) einschließlich der existentiellen Bedrohung Böhmens, welches 1003/1004 von den Polen besetzt wurde. 1004 zog König Heinrich II. als angebliches Ablenkungsmanöver Schiffe in Nisani an der Elbe zusammen, womöglich im Hafen von Nisan, nach neuerer Ansicht in Neußen bei Belgern.

Auf die Jahrtausendwende werden auch die Fundamente eines halbrunden Chorabschlusses der Marienkirche datiert, möglicherweise ein Hinweis auf einen ersten Steinbau innerhalb der Burg. In Krakau wurden bereits vor der Eroberung durch die Polanen erste christliche Steinbauten errichtet. Diese Technik könnte von dort übernommen worden sein. Die Marienkirche Bresnice war demzufolge die erste Steinkirche Nisans und mit Sicherheit damals auch die bedeutendste und größte Kirche in diesem Gau.

[Bearbeiten] 1017: Erste Zerstörung

Im September 1017 wurde Bresnice von den Truppen König Heinrichs II. (des Heiligen) dem Erdboden gleichgemacht, alle Gefangenen wurden getötet. Die zu diesem Zeitpunkt mit dem christlichen Kaiser gegen den christlichen polnischen Herzog Bolesław I Chrobry verbündeten heidnischen Liutizen nahmen nicht an der Verwüstung Nisans teil, weil sie einen alten Freundschaftsvertrag mit den Nisanern hatten (nach anderer Meinung[11] hatten die Liutizen Heinrichs Heer bereits verlassen, weil ein als Feldzeichen mitgeführtes Bild ihrer Göttin von einem Deutschen durch Steinwurf beschädigt worden war. Der Kaiser entschädigt sie mit 12 Pfund[12]). Es gibt auch die Ansicht, das Heinrich Nisan nicht bereits bei seinem Durchzug von Böhmen nach Meißen verwüstet habe, sondern erst nach dem 19. September 1017, als die Polen auf Befehl ihres Herzogs Boleslaw in das Gebiet zwischen Elbe und Mulde eindrangen, das Land verwüsteten und mit mehr als 1000 gefangenen Hörigen[13] abzogen.[14] Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Verwüstungsfeldzug der Polen in Daleminzien eine Reaktion auf die Verwüstungen in Nisan war.

Die Akademie Nisan wurde danach an den Hafen von Nisan verlegt und zwei Jahre nach dem Frieden von 1018 die dortige Marienkirche zeittypisch ab dem Frühjahr als Holzkirche errichtet und am 8. September 1020 geweiht.

Burg und Kirche von Bresnice wurden wieder aufgebaut, zunächst wohl auf die Schnelle ebenfalls in Holz, vor der Mitte des 11. Jahrhunderts dann die Kirche wieder in Stein mit einem Rechteckchor als Erweiterung des halbrunden Chorabschlusses. Die Datierungen der steinernen Fundamente sind allerdings zu ungenau, um sie historisch konkreter einordnen zu können. So wäre ein Bau beider steinerner Fundamente auch nach der Zerstörung von 1017 möglich.

[Bearbeiten] Um 1142: Übergang von böhmischer zu deutscher Obödienz

Angeblich Ende 1139 beantragt das Hochstift Meißen eine Bestätigung von Besitz durch den Papst Innozenz II., welche mit Papsturkunde vom 27. Februar 1140 auch gewährt wurde. Erst am 29. Oktober 1131 hatte Innozenz II. der Stiftskirche alle Rechte und Güter, welche dieselbe besitzt oder künftig besitzt bestätigt[15]. Bis Ende 1139 hatte sich die Situation für das Bistum Meißen (Nisan betreffend) offenbar grundlegend gewandelt. Da diese Papsturkunde lediglich durch das Stiftsarchiv Meißen überliefert ist, aus dem auch umfangreiche Fälschungskomplexe auf das 10. und 11. Jahrhundert gefertigt stammen, ist auch diese Urkunde von 1140 nicht frei von Zweifeln. Sie könnte auch erst 1143/44 gefertigt worden sein, um dem Hochstift Meißen in der Auseinandersetzung mit dem Markgrafen von Meißen um Besitz, Recht und Einfluß in Nisan Vorteile zu verschaffen.

Diese Meinungsverschiedenheit, die zwischen Meinward, dem verehrten Meißner Bischof, und Konrad, unserem treuen und hochangesehenen Markgrafen bestanden, wurden durch König Konrad III. mit einer Königsurkunde von 1144 sehr zum Vorteil des Bistums Meißen entschieden. Mit entscheidend war wohl auch ein Fälschungskomplex auf die Jahre 1071 (mit zwei Diplomen) und 1091, wobei zu angeblich 1071 auch Bresnice erwähnt wurde. Die Papsturkunde von 1140 erwähnt ein Wirnotine (die Wüstung Wernten) in burcwardo Bresnice. Der Gau Nisan war 1142 vom böhmischen Herzog an den deutschen König übergegangen und 1143 an den Meißner Markgrafen verlehnt worden. Innozenz II. war am 24. September 1143 in Rom verstorben.

Nach anderer Meinung beweist die Erwähnung der Ortschaft Hermanni villa (Hermsdorf) in der Papsturkunde von 1140, dass diese noch wesentlich später gefälscht sein muss. Während einige Historiker diesen Ort als Beweis für einen deutschen Landesausbau bereits vor 1139/1140 sehen, bewerten andere Historiker die Erwähnung dieses Ortes in dem Diplom von 1140 als ahistorisch und somit eher als einen Beweis dafür, dass auch diese Papsturkunde von den Meißner Bischöfen (mindestens Jahrzehnte später) gefälscht wurde und damit auch nicht dem Streit von 1144 zuzuordnen wäre. Ein weiterer Fälschungskomplex mit auf das 10. Jahrhundert gefertigten Grenzurkunden des Bistums Meißen entstand 1250.

[Bearbeiten] 12. Jahrhundert: Archidiakonat Brienitz

Briesnitz wurde im 12. Jahrhundert Sitz eines Archidiakons, dem die kirchliche Verwaltung und Rechtsprechung oblag. So entstand das Archidiakonat Briesnitz. Im Mittelalter unterstanden deswegen der Marienkirche 26 Dörfer der Umgebung, die alle den Kirchhof als Begräbnisplatz nutzten.

[Bearbeiten] 1204: der Tradition nach Bau des neuen Briesnitzer Kirchturmes

[Bearbeiten] 1223: Endgültige Zerstörung

1223 wurde die Marienkirche bei Kampfhandlungen um die Burg Briesnitz zerstört.

[Bearbeiten] Kapelle Briesnitz

Die Lage und die Geschichte der Kapelle Briesnitz sind nicht befriedigend geklärt.

Sie war auf jeden Fall deutlich verschieden von der Briesnitzer Kirche.

Da die relativ umfangreichen sorbisch-orthodoxen Quellen erst aus der Hussitenzeit stammen, wurde zeittypisch kein Patrozinium erwähnt.

[Bearbeiten] Nach 1223 bis um 1260: möglicherweise Interimsbau zwischen Marienkirche und neuer Kirche Briesnitz

Die Kapelle Briesnitz folgte möglicherweise der 1223 zerstörten Marienkirche auf dem Gelände der Burg Bresnice nach, kann aber auch außerhalb des Burggeländes gestanden haben.

[Bearbeiten] Lateinische Messe

Da nach der Vertreibung der Akademie Nisan aus Kayticz im Jahr 1212 offiziell nur noch lateinische Gottesdienste im Gau Nisan möglich waren, wurde die Kapelle Briesnitz zunächst durch den römisch-katholischen Priester von Briesnitz bedient.

Sehr wahrscheinlich fungierte sie nach der Zerstörung der Marienkirche Briesnitz im Jahr 1223 bis um 1260 (Bau der neuen Briesnitzer Kirche auf einem 150 m vom ehemaligen Burgkern entfernten Bergsporn) als Interimsbau für den lateinischen Gottesdienst.

[Bearbeiten] Nach 1260: möglicherweise Friedhofskapelle

Die Zeit der Kapelle Briesnitz zwischen 1260 und 1409 liegt völlig im Dunkel der Geschichte. Sie wurde weder damals von westlichen noch von östlichen Quellen erwähnt. Wahrscheinlich ist es, daß sie als Friedhofskapelle weitere Verwendung fand. Der Innere Briesnitzer Friedhof (Kirchfriedhof) um die neue Briesnitzer Kirche wurde ab etwa 1273 belegt (der Äußere Briesnitzer Friedhof erst ab 1886).

[Bearbeiten] 1409 bis 1412: Peter von Dresden und Einführung der alttschechischen Messe durch Andreas von Bresnice

In den Jahren 1409 bis 1412 wirkte Peter von Dresden mit seinen Gesellen Nikolaus und Friedrich auch in der Kapelle Briesnitz. Das Dorf Briesnitz war damals noch überwiegend von sorbisch sprechenden Bauern bewohnt.

Unterstützt wurden Peter von Dresden und seine Gesellen Nikolaus und Friedrich durch den Priester Andreas von Bresnice, der nun volkssprachliche (alttschechische) Gottesdienste abhielt. Jan Hus hatte um 1400 eine am Prager Dialekt seiner Zeit orientierte Schriftsprache eingeführt und zur genaueren Wiedergabe der tschechischen Laute die beiden diakritischen Zeichen háček und čárka erfunden. Er überarbeitete auch Übersetzungen aller Teile der Bibel. Das damals zeittypische Alttschechisch war dem Altsorbischen noch sehr ähnlich, während das seinerzeit rund 550 Jahre alte Kirchenslawische bereits zu unverständlich war.[22]

Die für die römisch-katholische Kirche wie für die österreichischen Habsburger als Anwärter auf die königlich-böhmische Wenzelskrone gleich gefährliche reformatorische Hussitenbewegung führte am 28. November 1414 zur Verhaftung von Jan Hus trotz königlichen Geleitbriefes auf dem Konstanzer Konzil (auf Anordnung von [Gegen-] Papst Johannes XXIII.) und zur Verbrennung desselben am 6. Juli 1415 auf dem auf dem Brühl in Konstanz (zwischen Stadtmauer und Stadtgraben) - zusammen mit seinen Schriften, obwohl der Papst selbst schon im März aus Konstanz geflohen war.

[Bearbeiten] 1412: Vertreibung des Peter von Dresden

1412 wurden zwar Peter von Dresden und seine Gesellen Nikolaus und Friedrich durch den römisch-katholischen Bischof von Meißen Rudolf von der Planitz vertrieben, aber der Priester Andreas von Bresnice führte unbeirrt den volkssprachlichen Gottesdienst weiterhin durch. Die Vertreibung wirkt sogar wie eine Propaganda für den alttschechischen Gottesdienst, der dadurch erheblichen Zulauf aus der altsorbischen Bevölkerung erhielt. Es kamen sogar altsorbische Bauern aus der Meißner Gegend, um der alttschechischen Messe beizuwohnen.[23]

[Bearbeiten] 1420er Jahre: Einführung des Laienkelches

In den 1420er Jahren führte Andreas von Bresnice - beeinflußt von den Kalixtinern - den Laienkelch (der Hussiten) in der altsorbischen Gemeinde ein. Die Kalixtiner (auch: Calixtiner) nannten sich nach lateinisch "calix" (der Kelch) auf tschechisch "kališníci". Die deutsche Entsprechung war "Kelchner". Zuletzt und deshalb in der historischen Draufsicht überwiegend wurden die Kelchner als Utraquisten bezeichnet - von lateinisch "communio sub utraque specie" (Abendmahl in beiderlei Gestalt – d.h. auch mit Kelchkommunion, wobei sowohl Brot als auch Wein gereicht wurden).[24]

[Bearbeiten] 1429 / 1430: keine Zerstörung durch die Hussiten wegen des alttschechischen Gottesdienstes

Noch um 1429 / 1430 wurde hier kein lateinischer Gottesdienst durchgeführt, weswegen die Kapelle Briesnitz von den Hussiten verschont wurde. Die Gottesdienstsprache hatte sich zeittypisch von Kirchenslawisch zu Alttschechisch verschoben. Dabei wurde auch der Laienkelch (Hussitenkelch) gereicht.[25]

Auch eine Zerstörung der Kirche Briesnitz ist im Gegensatz zu 1223 in dieser Zeit zumindest nicht prominent rezipiert. Dies könnte auf die Verschonung von Briesnitz zurückzuführen sein, während im Gegensatz dazu die lateinischen Gottesdienstorte (vor allem die Dorfkirchen) um Dresden - bis hin vor die Stadtmauer (vgl. Maternikapelle und auch Altendresden) - offenbar weitestgehend gründlich zerstört wurden.

[Bearbeiten] 28. Oktober 1430 (oder 1431): Märtyrertod des Andreas von Bresnice und Verbot der alttschechischen Messe

Am 28. Oktober 1430 (oder 1431) erhielt der heilige Andreas von Bresnice (nach sorbisch-orthodoxer Lesart "die Krone des Martyriums" von meißnischen Söldnern. Für die römisch-katholische Kirche war er ein "verdammter Ketzer". Mit seinem Martyrium fand der volkssprachliche Gottesdienst in der Kapelle Briesnitz zunächst ein jähes Ende.[26]

[Bearbeiten] Nach dem 15. Juli 1539: evangelische Messen in Deutsch

Nach der Kirchenvisitation ab dem 15. Juli 1539 wurde auch in Briesnitz die evangelische Messe in Deutsch gehalten und das Abendmahl in beiderlei Gestalt ausgeteilt - somit auch in der Kapelle Briesnitz.[27]

[Bearbeiten] 1559: Letzte Erwähnung

Eine letzte Erwähnung fand die Kapelle im Jahr 1559.[29] Im gleichen Jahr wurde auch die bischöfliche Gerichtsbarkeit aufgehoben.[30] Kurz danach scheint der damals rund 330 Jahre alte Bau abgebrochen worden zu sein. Sein Standort ist nicht gesichert, könnte aber auf dem Gelände der ehemaligen Burg gelegen haben, deren Wallanlagen bedeutend größer waren als bislang ergraben. So deuten Geländemerkmale im Pfarrgut Altbriesnitz 4 auf weitere Wälle und Gräben hin.[31]

Die Kapelle Briesnitz könnte sogar in den Mauern der Marienkirche Briesnitz weiterexistiert haben. Einige Mauerreste und Fundamente dieser Kirche bezog man nach den archäologischen Befunden um 1550 in einen Scheunenbau ein, der bis ins 18. Jahrhundert existierte.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Die Furt bei Dresden lag seinerzeit in sumpfigen Gelände, „Dresdene“ war vermutlich vom altsorbischen Begriff „Drežďany“ („Sumpf“- oder „Auwaldbewohner“, Mehrzahlform) abgeleitet. „Drežďany“ geht auf das slawische Wort drežga („Sumpfwald“) zurück.
  2. Vgl. Ernst Eichler: Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße. Band I, VEB Domowina-Verlag, Bautzen 1985, S. 63.
  3. Neues Lausitzisches Magazin. Herausgegeben von der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften durch derne Secretair J.[oachim] Leopold Haupt [1797–1883], Achtzehnter, neuer Folge fünfter Band, Görlitz in der Heyn'schen Buch= und Kunsthandlung 1840, S. 215.
  4. Albert Schiffner: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Zweite Lieferung, den Dresdner Kreisdirectionsbezirk enthaltend, Leipzig bei Friedrich Fleischer, 1840, S. 150.: Dresdener Doerfer […] 14) Briesnitz […] (= Birkenbach, oder nach Boehnisch nach der slawischen Goettin Briesczecz genannt […].
  5. Heinrich Meschwitz (* 15. Juli 1869 in Dresden; † 1927): Geschichte der Dresdner Heide und ihrer Bewohnerschaft. Mit Benutzung offizieller Quellen bearbeitet. Mit einer Karte der Dresdner Heide, mehreren Plänen und Illustrationen. Verlag von C. Heinrich, Dresden-N. 1911 (Vorwort Cossebaude bei Dresden, im Mai 1911.), S. 14: Dieses rechtselbische Heidegebiet genoß schon zur Zeit der Wendenherrschaft unter den Bewohnern ein gewisses Ansehen. War doch der weite stille Wald ein Mittelpunkt religiöser Verehrung, ein Naturtempel, und dem Götter und Geister verehrt wurden. Man hielt die entlegnen Waldgründe für einen Sitz verschiedener Gottheiten. Die Übertragung von Götternamen auf Wege, Bäume, Steine und Bäche [Anm. 1: Nach Böhmisch soll auch der Name Prießnitzbach von Briesczecz - einer slavischen Göttin - herrühren. Eine andere Version übersetzt ihn statt dessen mit "Birkenbach", neuere Gelehrte mit "Bergwasser".] entsprach dieser Vorstellung und man mutmaßte in der Luft, auf waldigen Hügeln, in Tälern und in düsteren Schluchten gute und böse Geister.
  6. Frantisek Pubitschka: "Chronologische Geschichte Böhmens, Prag 1771, Band 2, Seite 32: Jahr Christi 877: Zu diesem Jahr kann ich mit vieler Wahrscheinlichkeit auch das noch rechnen, was Christannus von Borziwojo nach seiner Wiedereinsetzung schreibt: eben dieser Fuerst hatte waehrend seinem Aufenthalte in Maehren, Gott ein Geluebde gethan, im Falle er ihm seine verlohrne Wuerde und vaeterliche Erbschaft wieder schenkte, wollte er zur Ehre der Hl. Jungfrau Maria eine Kirche bauen: und kaum war er wieder nach Prag zurueckgekehrt; so kam er auch diesem Versprechen nach, und errichtete mitten auf dem Markt der Altstadt Prag ein Gotteshaus, welches der noch heutzutage stehende Tein ist. In dieser Kirche pflegt die Universitaet ihre geistlichen Feyerlichkeiten zu halten. Gleich darneben steht der alte Pallast des Herzogs Krzezomysli, der in der Folge laeta curia, der lustige Hof oder der Teiner Hof genannt worden. Hier soll, wie Krugerius erinnert, zwar eine Kapelle seyn, in welcher Spitignaeus, des Borziwoji Sohn, begraben liegt: die Teinkirche aber, wie man selbige jetzt noch sieht, sollen im Jahre 1400 verschiedene Kaufleute haben bauen lassen. Pessina (o) [PESSINA. Phosphor. Rad. 3.] schreibet: nicht weit davon auf der Anhoehe Zderassei von Borziwojo die Kirche St. Petri und Pauli errichtet worden: u. s. w.
  7. Frantisek Pubitschka: "Chronologische Geschichte Böhmens, Prag 1771, Band 2, Seite 33: Carpzov erzaehlt nach einer alten Tradition: bey dem Dorfe Tachau, am Flusse Nissa in der Lausitz, wo vormals ein der Goettinn Isis geheiligter Hain gewesen, habe die H. Ludmilla dem heiligen Apostel Petro eine Kirche errichtet und reichlich beschenkt: vom H. Methodio aber sey selbige eingeweiht worden. Carpzov meldet dieses in den Zittauischen Sammlungen, Großer in den Lausitzischen Merkwuerdigkeiten 2. Th. und Christoph Wiesner in dem Manuscripte der Laubenschen Jahrbuecher.
  8. Ludwig der Deutsche - RI I n. 1380a - 845 ian. 13, .... Taufe von 14 böhmischen häuptlingen, die mit ihren leuten gekommen waren, um christen zu werden. Ann. Fuld. vgl. Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 1,285 n. 4. Aus: RI I n. 1380a, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0845-01-13_1_0_1_1_0_3101_1380a (Abgerufen am 27. Februar 2019).
  9. Annales Jordani aus dem 11. Jahrhundert.
  10. Posener Annalen aus dem 14. Jahrhundert.
  11. Thietmar VII, 60 (44) f., 63 (46) f.; Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 84).
  12. RI II,4 n. 1908c, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1017-08-12_1_0_2_4_1_749_1908c (Abgerufen am 22. Februar 2019).
  13. Thietmar VII, 63 (46) f.
  14. RI II,4 n. 1908d, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1017-09-18_1_0_2_4_1_750_1908d (Abgerufen am 22. Februar 2019).
  15. CDS II 1, Nr. 45.
  16. "Deren [der Burgbefestigung Briesnitz] zu Beginn des 13. Jahrhunderts erfolgte Zerstörung, der kein Wiederaufbau folgte, wird mit einem für die Region wichtigen Ereignis in Verbindung gebracht, als 1223 Ludwig der Heilige von Thüringen im Raum Dresden an die 20 Befestigungen zur Sicherung des Wettiner Besitzes geschliffen haben soll, was mit dem Dendrodatum des späten Wallausbaues von 1198 korrespondiert, das einen zeitlichen Hinweis darauf gibt, dass anschließend der Wall bis zur Verschlackung nieder brannte." In: Interessengemeinschaft Briesnitz e.V. (Hrsg.): "Den Vorfahren auf der Spur. Ausgrabung der Burg Briesnitz" (= "Zum 75. Geburtstag eine herzliche Gratulation für Helmut Köhler"), Druckerei & Verlag Dieter Freund, Dresden (Omsewitzer Grund 5) 2007, ISBN 978-3-00-020997-0, S. 38.
  17. DIE KIRCHE ZU DRESDEN-BRIESNITZ auf kirchspiel-dresden-west.de (abgerufen am 13. Mai 2024).
  18. DIE KIRCHE ZU DRESDEN-BRIESNITZ auf kirchspiel-dresden-west.de (abgerufen am 13. Mai 2024).
  19. MÜLLER, Johannes: „Die Anfänge des sächsischen Schulwesens“ in Neues Archiv für sächsische Geschichte und Alterthumskunde, 8. Band 1887, S. 8
  20. Adreßbuch für Dresden und seine Vororte, 1904
  21. DIE KIRCHE ZU DRESDEN-BRIESNITZ auf kirchspiel-dresden-west.de (abgerufen am 13. Mai 2024).
  22. sorbisch-orthodoxer Prolog zu Peter von Dresden.
  23. sorbisch-orthodoxer Prolog zu Peter von Dresden.
  24. sorbisch-orthodoxer Prolog zu Andreas von Bresnice.
  25. sorbisch-orthodoxer Prolog zu Andreas von Bresnice.
  26. sorbisch-orthodoxer Prolog zu Andreas von Bresnice.
  27. Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat), S. 287f. (abgerufen am 12. Mai 2024).
  28. DIE KIRCHE ZU DRESDEN-BRIESNITZ auf kirchspiel-dresden-west.de (abgerufen am 13. Mai 2024).
  29. Friedrich Böttcher: "Die Geschichte des Dorfes Briesnitz." Mit Fotos von Wilhelm Liebert u. a.; Manuskript von 1933, seit 1955 im Stadtarchiv Dresden; hrsg. vom IG Briesnitz e. V. im November 1995.
  30. "Nach der Reformation (1539) wurden die Vorwerke des Bischofs und des Archidiakons verstaatlicht und das Land an Bauern verteilt. 1559 wurde auch die bischöfliche Gerichtsbarkeit aufgehoben." In: DIE KIRCHE ZU DRESDEN-BRIESNITZ auf kirchspiel-dresden-west.de (abgerufen am 13. Mai 2024).
  31. Interessengemeinschaft Briesnitz e.V. (Hrsg.): "Den Vorfahren auf der Spur. Ausgrabung der Burg Briesnitz" (= "Zum 75. Geburtstag eine herzliche Gratulation für Helmut Köhler"), Druckerei & Verlag Dieter Freund, Dresden (Omsewitzer Grund 5) 2007, ISBN 978-3-00-020997-0, S. 32.
Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge